Wurmkomposter im Test: Darum lieben wir den WormUp

Vor drei Monaten begann unser Leben mit den Kompostwürmern. Mitte Januar 2021 zogen rund 550 von ihnen bei uns in Hannover ein: Seitdem haben wir den Wurmkomposter im Test. Er ist aus Ton und steht in unserem Badezimmer. Unser Alltag mit dem WormUp ist prima.

Wurmkomposter im Test: Darauf musst du vorbereitet sein

Die neuen Mitbewohner kamen mit der Post, der Lieferant hatte sie zum Glück angekündigt. Verpackt waren sie in einem unscheinbaren Standardpaket.

„Da drin? In solch einem Karton? Ohne Luft?“. Ich vermisste spontan eine Warnaufschrift „Vorsicht lebende Tiere“. Einzig der Vermerk „Superwurm“ im Absenderfeld war besonders. Wir packten aus. Und machten große Augen.

550 Würmer! In diesem Beutel. Ich hob ihn aus dem Paket. Ein Pfund Wurm, von meiner Haut lediglich getrennt durch ein Kunststoffgewebe und einen Handschuh. Ein komisches Gefühl, solch ein Beutel voller Leben.

Der Beutel war mit einer Metallklemme gesichert, denn die Würmer sind ganz schön aktiv und kräftig.

Wir hatten den Boden unseres WormUp vorbereitet: gewässert, damit der Ton eine gewisse Grundfeuchtigkeit hat, und wir hatten etwas Erde hinein getan. Ursprünglich wollte ich unsere neuen Mitbewohner nach und nach hinein geben, aber sie waren so ineinander verknäult, dass ich Angst hatte, sie zu verletzen. Ich habe sie letztlich alle auf einmal ausgekippt. Was für ein Gewühle!

Die armen Dinger waren von der Reise und dem Sturz in den Komposter ein wenig durcheinander. Einige besonders aktive Genossen kletterten sofort in die Höhe und schauten über den Rand des ersten Tonrings. Sehr beeindruckend, wie schnell so ein gesunder, kräftiger Wurm sich hochziehen kann. Das konnte ja heiter werden.

Dieser Abfall darf in den Wurmkomposter

Um sie zu beruhigen, gab es eine erste Portion Futter. Weniger ist am Anfang mehr. Wir hatten etwa 300 Gramm Küchenabfälle gesammelt.

Gut ist es für den Start, wenn die Abfälle schon ein, zwei Tage alt sind, denn dann hat der Zerzetzungsprozess im besten Fall schon begonnen und die Würmer haben es leichter. Neben Obst- und Gemüseabfällen werden auch Kaffeesatz und Teebeutel empfohlen. Etwas fein zerstoßene Eierschale ist auch nicht verkehrt. Wer Bananenschalen in den Komposter tut, sollte Bio-Bananen kaufen. Gerade in der Schale sammeln sich bei konventionellen Produkten die Rückstände der Spritzmittel, und die will ja niemand im Kompost haben.

In der ersten Zeit konnte ich es nicht lassen, ständig nachzuschauen, wie es den Würmern geht. Zur Sicherheit lagen die ersten Nächte ein paar feuchte Handtücher rund um den Komposter. Ich hatte gelesen, dass verwirrte Würmer gerne ausreißen, sich dann aber im feuchten Stoff verstecken und so nicht weit kommen.

Milben und Schimmelpilze gehören dazu

Woran ich mich wirklich etwas gewöhnen musste, waren die weiteren Lebewesen, die mit den Würmern einzogen. Milben zum Beispiel, die zeitweise ganze Oberflächen der Biomasse besiedeln. Milben zerkleinern organisches Material und tragen dazu bei, dass die Würmer es am Ende besser verdauen können.

Würmer haben keine Zähne und schlürfen im Endeffekt nur Brei aus Biomasse. Dementsprechend sind Milben tolle Helferinnen. Diese Spinnentierchen bewegen sich zum Glück unmerklich langsam, sodass ich mit ihnen klar komme, auch wenn sie in Massen auftauchen.

Auch die Schimmelpilze habe ich zu Beginn mit Argwohn betrachtet. Da auch sie beim „Vorverdauen“ helfen, respektiere ich sie. Die Würmer stört so ein Pilzgeflecht ohnehin nicht.

Trauermücken hingegen nerven sehr

Vor ein paar Wochen durchlebten die Würmer und ich eine Trauermückenphase. Im Bad waren plötzlich heftig viele dieser kleinen Fliegen unterwegs. Normalerweise schleppt man sie mit Blumenerde ein, zum Beispiel mit Basilikumtöpfchen aus dem Supermarkt.

Es waren zeitweise so viele Trauermücken außerhalb des Komposters unterwegs, dass ich einen Handstaubsauger im Bad liegen hatte, um die Fliegen einzufangen. Auch mit Klebeband rund um den WormUp habe ich es versucht – als eine Art Fliegenfänger. Gebracht hat das leider wenig.

Am Ende habe ich Nematoden (Fadenwürmer) gegen Trauermückenlarven bestellt. Das ist die natürliche Art der Schädlingsbekämpfung und auch für Blumentöpfe zu empfehlen. Fadenwürmer gibt es verschiedene. Die Art, die ich bestellt hatte, befällt die Larven der Trauermücke.

Mittlerweile sind die kleinen Fliegen aber fast vollständig von selbst verschwunden. Ich denke, der WormUp war einfach zu feucht und ist jetzt wieder im Gleichgewicht.

Nasser Kompost – kranke Würmer?

In den ersten Wochen hatte ich Bedenken, dass mein Projekt zu trocken gerät. Ich habe also immer mal etwas Wasser in den WormUp gesprüht. Es war außerdem ein Riesenspaß zu beobachten, wie empfindlich die Würmer auf Sprühnebel von oben reagierten und sich in Windeseile in tiefere Schichten zurückziehen, wenn die Dusche kommt.

Als ich auf einem Stückchen feuchter Wellpappe allerdings zwei deformierte Würmer entdeckte, die sich kaum noch bewegten, kam ich ins Grübeln. Lief da was falsch? Ich schrieb eine E-Mail mit Foto an die WormUp-Leute in der Schweiz.

So habe ich schließlich von der „string of pearls disease“ erfahren. Einer Krankheit, die nicht wirklich appetitlich ist, weshalb ich euch ein Foto hier erspare. Die Würmer schaffen es dann nicht mehr, die Biomasse zu verdauen, blähen auf und bekommen gleichzeitig merkwürdige Einschnürungen. Wie eine Perlenkette eben, daher der Name. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es das bei den beiden Würmern war. Zum Glück gab es nur einzelne Opfer und seit ich die Feuchtigkeit stark reduziert habe und viel mehr trockene Pappe unter die Biomasse mische, ist alles ok.

Von Wurmkokons und Babywürmern

Ein richtiger Glücksmoment in den vergangenen Wochen war, als ich die ersten Jungwürmer entdeckt habe. Nachwuchs! Ein Beweis, dass alles in Ordnung ist und die Würmer sich wohlfühlen. Zum Größenvergleich hier ein Baby und ein erwachsenes Exemplar.

Wer immer genug Pappe oder anderen Zellstoff in den Komposter gibt, schafft eine gute Kinderstube. Seit der WormUp bei uns im Bad steht, landen leere Klopapierrollen regelmäßig bei den Würmern. Die finden das schick, paaren sich dort und legen ihre Eier ab. Wer aufmerksam ist, findet mit etwas Glück einen Konkon, in dem das neue Leben schon zu sehen ist.

Dieser fiel mir auf, als ich das erste Mal Wurmerde aus dem Komposter holte. Ich habe den Kokon auf einem Esslöffel fotografiert.

Kokon vom Kompostwurm

Erde aus dem Wurmkomposter: der Superdünger

Wurmerde ist das, was beim Wurm wieder rauskommt, wenn er die Biomasse verdaut hat. Da die Kompostwürmer immer auf der Suche nach Futter sind, kommt dabei nach einer Weile eine Menge guten Düngers zusammen. Mein Plan war es, im April erste Wurmerde zu ernten. Die Würmer haben sich daran gehalten. Am Ende hatte ich einen kleinen Eimer voll mit Erde, vielleicht ein Kilo.

Es ist ganz erstaunlich, wie krümelig und trocken die Wurmerde im Vergleich zum Ausgangsstoff, also dem Biomüll aus unserer Küche, ist. Dennoch macht es ein wenig Arbeit, die Würmer von ihrem Produkt zu trennen. Als ich die untere Etage des Komposters öffnete, hatte ich nicht mit so vielen von ihnen gerechnet. Ich musste den Inhalt durch einen Blumentopf sieben, um Würmer und Erde zu trennen.

Am Ende sind mir sicherlich einige Miniwürmer durchgerutscht. Sie werden sich hoffentlich auch in den Kübeln auf dem Balkon wohlfühlen, wenn ich die Erde demnächst zum Düngen benutze.

Die übrigen – es waren eine ganze Menge – habe ich in die obere Etage des WormUp gesetzt, in der sie sich sofort wieder verteilten. Ein bisschen frisches Futter dazu – fertig. So ein WormUp hat ja verschiedene, übereinander gestapelte Elemente, die von Gittern unterbrochen sind, damit die Würmer die Etagen wechseln können und die Wurmerde bis nach unten durchfällt. Den Aufbau seht ihr gut in meinem ersten Artikel zu diesem Thema.

Wenn so ein WormUp erst einmal in Gang ist, macht es den Würmern auch nichts aus, länger unbetreut zu sein. Sie sollten natürlich etwas zu Fressen haben und nicht zu trocken werden.

Als ich im Februar fast zwei Wochen nicht in Hannover war, kamen die Würmer ziemlich gut ohne mich klar. Ich fürchte, sie haben mich gar nicht vermisst.

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